Das Jahr 2025 wurde von der UNESCO zum Internationalen Jahr der Quantenwissenschaft und –technologie ausgerufen: Das hundertjährige Jubiläum der Quantenmechanik als mathematische Beschreibung grundlegender physikalischer Konzepte ist Anlass, um der breiten Öffentlichkeit die vielfältige Bedeutung von Quantenphänomenen deutlich zu machen. Unter dem dem Titel „Quantum2025 – 100 Jahre sind erst der Anfang…“ koordiniert die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) zahlreiche Veranstaltungen im Quantenjahr.
Das Projekt „Kunst und Quanten: Quantum2025 in Kunstmuseen“ setzt dieses Ziel auf eine ungewöhnliche Weise um: Mehrere Veranstaltungen an Kunstmuseen in Deutschland, vorrangig Vorträge oder Führungen, sollen für die kunstinteressierte Öffentlichkeit verdeutlichen, welche Rolle „Quanten“ (Quantenphysik, Quantenchemie, Quantentechnologien etc.) in der bildenden Kunst einnehmen.
Der Auftakt hierfür findet Anfang April 2025 an der Universität Stuttgart sowie im Schauwerk Sindelfingen statt: In zwei öffentlichen Abendvorträgen präsentieren mit Klaus von Klitzung und Franz Giessibl international bekannte Physiker Kernaspekte der Quantenphysik und stellen Verknüpfungen zu verschiedenen Kunstwerken her. Außerdem soll ein eintägiges Fachsymposium den Themenkomplex „Kunst und Quanten“ in seiner Vielfalt ausleuchten und für nachfolgende Veranstaltungen an Kunstmuseen inhaltliche Wege aufzeichnen.
Veranstaltungen
02.04.2025 Schauwerk Sindelfingen |
Licht, Quanten & Max Planck Vortrag von Nobelpreisträger Prof. Dr. Klaus von Klitzing (Max-Planck-Institut für Festkörperforschung, Stuttgart) |
03.04.2025 Univesität Stuttgart |
Die Unschärfe der Bildermacher und die Quantenmechanik Vortrag von Prof. Dr. Franz J. Gießibl (Universität Regensburg) |
03.04.2025 |
Symposium "Kunst und Quanten" Fachtagung zur Verknüpfung von Quantenwissenschaften, bildender Kunst und Kunstvermittlung an Museen |
Licht, Quanten & Max Planck
Vortrag von Nobelpreisträger Prof. Dr. Klaus von Klitzing
(Max-Planck-Institut für Festkörperforschung, Stuttgart)
Schauwerk Sindelfingen
Mittwoch, 02.04.2025 um 18:30 Uhr
Klaus von Klitzing (Physik-Nobelpreisträger 1985) hält einen Vortrag zum Thema Licht, Quanten & Max Planck. Im Schauwerk wird er Verbindungen zwischen Physik und Werken der Lichtkunst in der laufenden Ausstellung Neon, LED & Co. aufzeigen und einen Einblick in die Bedeutung der Quantenphysik für unser tägliches Leben geben.
Teilnehmerzahl begrenzt - Anmeldung erforderlich, Eintritt frei
Vor und nach dem Vortrag besteht Gelegenheit zum Besuch der Ausstellung
Die Unschärfe der Bildermacher und die Quantenmechanik
Vortrag von Prof. Dr. Franz J. Gießibl (Universität Regensburg)
Donnerstag, 03.04.2025 um 19:00 Uhr
Universität Stuttgart, Campus Vaihingen, Pfaffenwaldring 47, Hörsaal 47.02 und Foyer
Ab 18:00 Uhr im Foyer verschiedene Poster und Exponate zu "Kunst und Quanten",
z.B. "der kleinste Kandinsky der Welt"
Eintritt frei, Anmeldung erbeten zur besseren Planung der Veranstaltung
Sonnenfinsternisse, die Wiederkehr von Kometen und den Lauf der Gestirne vermag die klassische Physik exakt vorherzusagen. Die Bewegung der Gestirne auf elliptischen Bahnen folgt den Newton’schen Gesetzen mit der Gravitationskraft, die proportional zum Kehrwert des Abstandsquadrates verläuft. Die Kraft, mit der ein Elektron im Atom an seinen Kern gebunden ist verläuft nach einem gleichlautenden quadratischen Gesetz, die Bahn der Elektronen ist aber nach den Gesetzen der Quantenmechanik nicht beliebig scharf messbar. Dazu hat Werner Heisenberg, einer der Begründer der Quantentheorie, vor etwa 100 Jahren die Heisenberg’sche Unschärferelation formuliert.
Die Erfindung des Rastertunnelmikroskops durch Binnig und Rohrer hat es ermöglicht, Atome als verwaschene „Kugeln“ abzubilden. Das Rasterkraftmikroskop und die Erfindung des qPlus Sensors erlauben es, sozusagen Elektronenwolken im Atom zu „sehen“, damit wird ein noch größeres Auflösungsvermögen als die des Rastertunnelmikroskops erreicht. Eines der ersten Resultate dieser hochaufgelösten Atombilder [1] wurde im Juli 2000 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung abgedruckt. Der Maler Gerhard Richter war fasziniert von dieser Pressemeldung, in einem früheren Interview sagte er: "Ich kann über Wirklichkeit nichts Deutlicheres sagen als mein Verhältnis zur Wirklichkeit, und das hat dann etwas zu tun mit Unschärfe, Unsicherheit, Flüchtigkeit, Teilweisigkeit oder was immer.“ Dieses Zitat macht es verständlich, warum Richter hier die Arbeit wissenschaftlicher Bildermacher mit seinem Werk „Erster Blick“ [2] aufgegriffen hat und in einen Dialog zwischen Kunst und Wissenschaft getreten ist [3].
Der Vortrag diskutiert die Grenzen der wissenschaftlichen Bildgebung und Schnittstellen zur Kunst.
[1] Franz J. Giessibl, S. Hembacher, H. Bielefeldt, J. Mannhart, Science 289, 422 (2000).
[2] Webseite Gerhard Richter, https://www.gerhard-richter.com/de/art/editions/first-view-12800.
[3] Franz J. Giessibl, Erster Blick in das Innere eines Atoms. Begegnungen mit Gerhard Richter zwischen Kunst und Wissenschaft, Walter König Verlag Köln 2022.
Symposium "Kunst und Quanten"
Donnerstag, 03.04.2025
Fachtagung zur Verknüpfung von Quantenwissenschaften, bildender Kunst und Kunstvermittlung an Museen
Zentrum für Angewandte Quantentechnologie (ZAQuant)
Universität Stuttgart, Campus Vaihingen, Allmandring
Das Projekt wird gefördert von: